Lipödem

Hallen und Hynes beschrieben das Lipödem 1940 als Ansammlung von Unterhautfettgewebe, begleitet von einem harten Ödem des Beins, wobei die Füße ausgespart bleiben. Diese Beschreibung ist zwar heutzutage sehr treffend, aber aktuell wissen wir, dass auch andere Körperteile (Gesäß, Arme, Bauch etc) von dem überschüssigen und krankhaften Fettgewebe betroffen werden können. Auch die Kombination von Lipödem und Lymphödem (unphysiologische Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum bei Lymphtransportstörungen) ist nicht selten.

Schmerzen, Spannungsgefühl mit Berührungs- und bzw. Druckschmerzhaftigkeit nach langem Stehen oder Sitzen belasten die Patienten mit Lipödem. Die Schmerzen (insbesondere in der 2. Tageshälfte) lassen selbst durch Hochlagern der Beine nicht nennenswert nach, die Beine sind irgendwann nur noch müde. Dies alles wird zusätzlich durch warmes Wetter verstärkt.

Die Schmerzen werden überwiegend als dumpf, drückend und schwer beschrieben Eine leichte Berührung kann ausreichen um in solchen Momenten Unannehmlichkeiten auszulösen.

Die Patienten mit Lipödem sind außerdem äußerst unzufrieden mit deren Erscheinungsbild. Sie sehen unvorteilhaft aus: oft haben sie einen dünnen und sportlichen Oberkörper, die Beine sind dagegen viel zu dick.

Dieser Zustand kann sich über die Jahre unverändert „verankern“ oder im schlimmsten Fall sich ganz spontan verschlechtern.

Die Einteilung des Lipödems nach Lokalisation (mod. nach Herpertz 2014)

BeineArme
OberschenkeltypOberarmtyp
GanzbeintypGanzarmtyp
UnterschenkeltypUnterarmtyp

Man unterscheidet zwischen 3 Verteilungsmuster an den Beinen:

  • Oberschenkel-Typ („Reithosen“): hier sind nur Hüften und Oberschenkel betroffen
  • Unterschenkel-Typ („Bundhosen“): hier sind zusätzlich die Unterschenkel betroffen
  • Knöchel-Typ („Pumphosen“): hier sind zusätzlich die Unterschenkel und zwar bis zu den Knöcheln betroffen. Dort ist eine deutliche Stufe sichtbar.

Man unterscheidet zwischen 4 Stadien des Lipödems:

  • Stadium I: Hautoberfläche glatt, Unterhautfett verdickt (sichtbare „orangen-Haut“) oder weich, Fettgewebe feinknotig
  • Stadium II: Hautoberfläche uneben mit großen Dellen, Unterhautfett verdickt aber weich, Fettgewebe grobknotig (sichtbare „Reithosen“)
  • Stadium III: Hautoberfläche ausgeprägt uneben mit deformierten Haut-Fettgewebe-Lappen, Unterhautfett verdickt und verhärtet. X-Beinstellung durch hohe Fehlbelastung der Gelenke
  • Stadium IV: Zusätzlich starkes Lymphödem

Nun ein paar Worte zur Therapie eines Lipödems:

Durch den diätetischen und/oder sportlichen Gewichtsverlust wird meistens das Fettgewebes im Brust- und Gesichtsbereich reduziert, während die störenden Bereiche (Arme, Gesäß, Hüfte, Beine) nahezu unverändert bleiben. Diese Art des Gewichtsverlustes begünstigt ehe die Verschlechterung des psychoemotionalen Zustandes des Patienten, anstatt diesen zu verbessern. Die lipolytischen Behandlungen verringern zwar das Volumen der Fettzellen, die Fettzellen bleiben dabei jedoch unzerstört. Zu den lipoklastischen Verfahren (Verfahren, die das Fettgewebe zerstören) gehört die Liposuktion. Dieses Verfahren, auch bekannt als liposculpture or lipoplasty, ist effektiv und ermöglich nicht nur einen sichtbaren und langanhaltenden Effekt durch die Absaugung des störenden Fettgewebes, sondern bieten auch die Möglichkeit die Körperform zu modellieren. Das Verfahren ist insbesondere dann angezeigt, wenn trotz konsequent durchgeführter konservativer Therapie noch Beschwerden bestehen bzw. wenn eine Progredienz von Befund (Unterhautfettvolumen) und/oder Beschwerden (Schmerzen, Ödeme) auftritt (Cornely 2000, Schmeller 2014). In unserer Praxis führen wir die Liposuktion in einer Tumeszenztechnik (Fettabsaugung mit Flüssigkeitsgemisch) durch. Dieses Verfahren haben wir über jahrelange Erfahrung optimal beherrscht und sind von dem Erfolg dieser Methode überzeugt.

Was macht der Arzt?

  • Erfassung der Krankengeschichte mit medizinisch relevanten Informationen
  • Klinische Untersuchung
  • Aufklärung der OP-Risiken
  • Fotodokumentation
  • Planung und Terminierung der OP

Wie läuft die Liposuktion ab?

Der Arzt zeichnen exakt das zu operierende Gebiet am Tag der OP an. In einem schmerzfreien Dämmerschlaf bzw. in Allgemeinnarkose führt dann der Arzt kleine Stichinzisionen durch die Haut durch und bringt die Tumeszenzlösung unter die Haut. Nach einer kurzen Einwirkzeit werden die störenden Fettgepots abgesaugt und die Fettschicht reduziert. Die Körperform bzw. die Körperkontur wird im gleichen Zug korrigiert. Der Eingriff wird meistens ohne einen zusätzlichen Hautverschluß beendet. So kann die verbliebene überschüssige Tumeszenzlösung den Körper durch die Einstichkanäle (später als punktförmige unauffällige Narben sichtbar) ungehindert verlassen. Auf die Wunden wird anschließend ein steriler Verband aufgelegt. An Ende der Operation erhält der Patient seine Mieder-bzw. Kompressionsbekleidung und wird in sein Zimmer begleitet.

Die häufigsten Fragen zum Thema Lipödem

Kommen die Fettzellen bei Gewichtzunahme zurück?

Die Beseitigung der Fettzellen mittels Liposuktion ist dauerhaft, die Fettzellen im erwachsenen Alter wachsen nicht nach. Allerdings ist es unmöglich und gleichzeitig unerwünscht alle Fettzellen zu eliminieren. D.h. die verbliebenen Fettzellen nehmen dann bei allgemeiner Gewichtzunahme am Volumen zu.

Sind nach Liposuktion weitere Behandlungen notwendig?

Bei einem ausgeprägtem Lipödem sind in der Regel sind mehrere Liposuktion-Sitzungen notwendig. Durch die Schrumpfung der Haut passt sich diese an die neue Körperform an. Wenn dies nicht möglich ist, können die Korrektureingriffe behilflich sein. In solchen Fällen empfehlen wir das Ultraschall-Lifting mit Ulthera oder einen zusätzlichen Eingriff (Z.b. Oberschenkelstraffung) in unseren Räumlichkeiten durchzuführen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Worauf soll man nach der Op achten?

Eine Schwellung oder ein Spannungsgefühl mit evtl. Verfärbung der Haut (Blutergüsse) sind keine Seltenheit und nehmen nach der OP schnell an der Intensität ab. Patienten sollen nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen und keine gefährliche Maschinen bedienen. Wir raten die Patienten dringend davon ab, am Tag nach der OP jegliche wichtigen Entscheidungen zu treffen. Kein Rauchen, keine Sonnenbestrahlung, keinen Sport, keine Sauna in den ersten Wochen nach der OP. Weitere Informationen aus unserem Patienten-Informationsblatt zu entnehmen.

Was sind die häufigsten Komplikationen?

Zu den häufigsten Komplikationen einer Liposuktion zählen: Schwellung, Blutung, Infektionen, Schmerzen, Haut- und Weichteilschäden, Wundheilungsstörung, Narbenbildung, Serom, Taubheitsgefühl im OP-Gebiet, Durchblutungsstörungen, Dellen, Furchen, Falten, Thrombose/Embolie.

Geprüft durch

DR. MED. MARWAN NUWAYHID

Facharzt für Gynäkologie
Die Informationen auf der Seite Lipödem beruhen auf aktuellen medizinischen Standards und wurden durch Dr. med. Marwan Nuwayhid vor der Veröffentlichung geprüft. Mehr zu Dr. med. Marwan Nuwayhid können Sie in seinem Lebenslauf nachlesen.
Dr. med. Marwan Nuwayhid